Transfrühling - ein Experiment
Es gibt verschiedene Gründe, Werke anderer Künstlerinnen und Künstler zu plagiieren: entweder im Sinne von anfänglichen Übungen und als Ausdruck der Bewunderung (gern erlaubt) oder als Ziel der Restaurierung (sehr erwünscht) oder um in betrügerischer Intention Gewinn zu erzielen (strafbar).
Mein Ansatz war aber ein anderer. Die Arbeit zeigt zwei Originale und zwei von mir erstellte Kopien jeweils einer Grafik meines Vaters und eines Gefässes meiner Mutter, welches sie damals genau im selben Alter, wie ich jetzt im Moment der Reproduktionserstellung war, geschaffen hatten. Es ist das äusserliche Ergebnis des Versuches, zwei künstlerische Arbeiten meiner Eltern nicht unterscheidbar zu kopieren.
Installation, 2 Ölkreidengrafiken, 2 Keramikgefäße, Galerie der Kunstsammlung Linz, Galerie Obermühl
von und mit Ludwig Frühling, Monika Migl Frühling, Terri Frühling
Das Ziel war, mithilfe paralleler Handgriffe und den so entstehenden gleichen Anblicken auf Bildträger oder Gefäss während dem Schaffungsprozess, mich meinen Eltern auf einer Bewusstseinsebene anzunähern und zu versuchen ihr vergangenes Erlebtes in meine Gegenwart zu verschieben und fühlbar werden zu lassen.
Das gegenwärtige Schaffen und das Schaffen über das Bewusstsein der Eltern versuchte ich so im Arbeitsprozess simultan zu erleben. Wie in einem Wachtraum, worin die Träumerin von sich als Träumerin weiss.
So zB wurde ich während den Versuchen, das Gefäss auf der Töpferscheibe zu drehen, quasi zu meiner Mutter, die mit genau demselben beschäftigt war. Aus ihren Augen sah ich die Tochter, die gerade 11 Jahre alt war, in der Werkstatt spielen. Ich sah mich also selbst vor mir verkörpert.
Ölkreidengrafik, 1979, Ludwig Frühling
Ölkreidengrafik, 2008, Terri Frühling
So sentimental und neugierig ich zur Tat schritt, so interessant und aufschlussreich das Experiment war, so utopisch war es gleichzeitig ganz in die Personen zu schlüpfen und letztendlich schuf ich nur einen weiteren individuellen Raum. Trotz des innigsten Versuches blieb ich immer hinter den Originalen gebannt.
Nichts desto trotz gelang es mir aber mithilfe der Imitation ein Verständnis zu erreichen, das mir möglicherweise ein Abkapseln vom künstlerischen Ausdruck meiner Eltern ermöglichte und in diesem Sinne kann ich die Arbeit als Abnabelungs- und Ablösungsprozess sehen.